Wissenschaftsfilm in Österreich

Der wissenschaftliche Film hat in Österreich eine lange Geschichte. Bereits aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts sind Aufnahmen bekannt, die im Rahmen von Forschungsvorhaben hergestellt oder eingesetzt wurden. Ab den 1960ern wurden diese Aufgaben in Österreich von einer eigenen Institution wahrgenommen, welche die Entwicklung des wissenschaftlichen Films bis in die 1990er Jahre prägte: das "Österreichische Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF)". 

Das Österreichische Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF)

1945 wurde die (Bundes-)staatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm (SHB) in Wien gegründet. Ihre Aufgaben lagen in erster Linie im schulischen und volksbildnerischen Bereich. Zu den Tätigkeiten der Institution gehörten das Sammeln, der Verleih und die Produktion von audiovisuellen Dokumenten. In den Folgejahren wurde dieser Aufgabenbereich  um die Agenden wissenschaftliche Filmdokumente und Hochschullehrfilm erweitert. Die Institution wurde Mitglied in der International Scientific Film Association (ISFA).
1962 wurde mit dem Aufbau der Abteilung Wissenschaftlicher Film an der Bundesstaatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm begonnen, es wurde auch eine eigene Zeitschrift „Mitteilungen der Abteilung wissenschaftlicher Film“ herausgegeben. 1972 wurde die Abteilung als selbstständige Dienststelle in Bundesstaatliche Hauptstelle für Wissenschaftliche Kinematographie (BHWK) umbenannt, 1983 erfolgte die Umbenennung in Österreichisches Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF). 1997 wurde die Institution geschlossen. Die Österreichische Mediathek konnte im Jahr 1999 den Kernbestand des ÖWF-Archivs, vor allem die Eigenproduktionen, mit allen bestehenden Rechten übernehmen.

Wissenschaftlicher Film in Österreich

Das wissenschaftliche Interesse an "bewegten" Bildern und deren Verwendung für die Forschung begleitete die Geschichte des Films seit ihren Anfängen. Die Möglichkeiten, ansonsten unsichtbare Bewegungsvorgänge durch die bildhafte Darstellung in Einzelbilder aufzulösen, sowie flüchtige Ereignisse auf Film zu dokumentieren und damit auch für Zwecke der Analyse zugänglich zu machen, wurde auch in Österreich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannt. Erste Film- und Tondokumentationen wurden vom Anthropologen Rudolf Pöch ab dem Jahr 1905 im Zuge seiner Forschungsreisen hergestellt, der Biologe Otto Storch wurde in den frühen 1920er-Jahren mit seinen Aufnahmen zu einem Pionier der mikrokinematografischen Forschung.

Mit der Begründung von internationalen Forschungsinstituten ab den 1950ern wurde eine Kategorisierung von wissenschaftlichen Filmdokumenten eingeführt, die für die Inhalte der Sammlung ebenfalls prägend war.

Durch den langen Entstehungszeitraum und die historisch jeweils unterschiedlichen formalen, inhaltlichen und wissenschaftstheoretischen Produktionskriterien spiegeln die Filme der Sammlung auch historisches wissenschaftliches Selbstverständnis und reflektieren die jeweiligen Forschungszugänge der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen und deren Veränderungen.

Der Sammlungsbestand

Die Sammlungen des Österreichischen Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) sind ein einzigartiger Quellenbestand, um den Film als wissenschaftliche Methodik wissenschaftshistorisch beforschen zu können.
Die wissenschaftlichen Filme des ÖWF decken sowohl ein breites zeitliches (von 1904 bis 1997) wie auch thematisches Spektrum ab:  Schwerpunkte liegen bei europäischer und außereuropäischer Ethnologie (dem Forschungsschwerpunkt des Projektvorhabens) sowie Medizin und Biologie.
Daneben finden sich Bestände zu folgenden Wissenschaftsdisziplinen: Chemie, Physik, Technik, Kulturgeschichte, Archäologie, Zeitgeschichte, Architektur, Religion, sowie Psychologie.
Die wissenschaftshistorische und kulturelle Relevanz dieses Bestandes zeigt sich auch in der Aufnahme der Sammlung in das "Österreichische Nationale Memory of the World Register" der UNESCO im Jahr 2014.

Der in der Österreichischen Mediathek vorhandene Bestand des ÖWF umfasst insgesamt rund 800 Schwarz-Weiß- und Farbfilme (16-mm-Film, 35-mm-Film, U-Matic, Betacam SP, Digital Betacam – insgesamt sind das rund 1450 Filmrollen sowie 1750 Videokassetten), die vom ÖWF allein oder zusammen mit Universitätsinstituten sowie Forscherinnen und Forschern produziert wurden.
Diesen Bestand ergänzen Kataloge, Zeitschriftenreihen sowie Filmakten (inklusive Begleitpublikationen, die den filmischen Prozesses verschriftlichen) zu den einzelnen Produktionen. 

Zugang zur Sammlung

Im Rahmen des Projektes "Wissenschaft als Film" – Der Bestand des Österreichischen Bundesinstituts für den wissenschaftlichen Film (ÖWF) als wissenschaftshistorische Forschungsquelle – unter besonderer Berücksichtigung der ethnologischen Sammlung (gefördert von der Österreichischen Nationalbank, Jubiläumsfondsprojekt Nr. 14924) wurde der Bestand aufgearbeitet und steht auch für weitere wissenschaftliche Forschung zur Verfügung:

  • Das gesamte (digitalisierte) Material kann in der Österreichischen Mediathek benützt werden: Onlinekatalog
  • Ein großer Teil des Bestandes konnte durch das Projekt online zugänglich gemacht werden: Sammlung ÖWF

Diese Ausstellung ist im Rahmen des Projektes Österreich am Wort entstanden.
Ein Großteil der Medien ist dort in voller Länge abrufbar.